In den frühen siebziger Jahren – Oswalt Kolle hatte wichtige sexualaufklärerische Schwerpunkte gesetzt, Beate Uhse war auf dem Weg zur angesehenen Person- war die so genannte “X-Ray-Brille” eine der großen Verheißungen für pubertierende Jungs. Mit diesem diskreten Hilfsmittel könne man jeder beliebigen Person durch die Kleidung hindurchsehen. Alle anderen würden also nackt erscheinen.
Damals handelte es sich um einen Scherzartike, bei dem schon das Angebot selbst ein Schwerz war. Zumal man nicht auf Diskretion setzen durfte. Das Brillengestell war so auffällig, dass man sich zumindest verdächtig gemacht hätte. Es erinnerte ein wenig an jene Vorkriegs-AOK-Kreationen, mit denen Saddam Hussein seine Presseerklärungen zu verlesen pflegte.
“Die Gelegenheit für Spanner!”, so ein aktueller Werbespruch, gibt es nun sogar in zweierlei Hinsicht: Einerseits soll ein Brille entwickelt worden sein, die ihrem Träger tatsächlich den Durchblick verschafft.
Und dann könnte es das Spanner-Dasein in einem ganz seriösen Beruf geben. An der Sicherheitskontrolle am Flughafen nämlich. Wer dort in Zukunft hindurchläuft, wird so zu sehen sein, wie von Gott geschaffen. Die Herren Hauptkommissarsvoyeure würden sicher ihren Spaß haben.
Nun zeugt das Vorhaben vom gelegentlich paranoid wirkenden Sicherheitsdenken, und ist schon deshalb abzulehen. Aber es ist auch zu sehen, dass das Betrachten dieser Bilder schon bald arg langweilig würde. Deren Qualität (siehe dpa-Bild) dürfte dem wahren Spanner ja kaum reichen. Wer solche Bilder als allzu intim ansieht, müsste fast diese Frage stellen: Wie scharf wird der Arzt beim Ultraschall?